„Wenn wir Deutschen heute von den guten Beziehungen zu Polen sprechen, dann meinen wir nicht nur die vertrauensvolle Arbeit zwischen den Regierungen. […] Mindestens ebenso bedeutend ist es ..,
dass die unzähligen Freundschaften zwischen Polen und Deutschen immer tiefer im Bewusstsein unserer beiden Gesellschaften verankert sind.“ *1
Mit diesen ermutigenden Worten unseres Herrn Bundespräsidenten Christian Wulff begrüße ich Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, alle recht herzlich hier in Schönberg.
Ich freue mich sehr, dass Sie der Einladung unseres Fördervereins zur Würdigung dieses 25jährigen Engagements für ein besseres Miteinander von Deutschen und Polen so zahlreich gefolgt sind. Besonders
freue ich mich, dass so viele Repräsentanten des öffentlichen Lebens heute den Weg zu uns gefunden haben, die mit ihrer Anwesenheit der Festveranstaltung einen besonderen Charakter verleihen. Ich
begrüße ganz herzlich
- den Bürgermeister der Gemeinde Schönberg, Herrn Karl-Heinz Piper,
- den Bürgermeister der Stadt Sieraków, Herrn Witold Maciołek,
- die Beauftragte für Minderheiten und Kultur des Landes Schleswig-
Holstein, Frau Caroline Schwarz,
- den Vizekonsul der Republik Polen in Hamburg, Herrn Marek Sorgowicki,
- den Amtsvorsteher des Amtes Sandesneben-Nusse, Herrn Ulrich Hardtke
und
- die Vorsitzende des Sierakówer Freundeskreises Schönberg, Frau Anna
Murkowska-Wielogorska.
25 Jahre Schönberg – Sieraków. Das ist die Geschichte von ersten zaghaften Kontakten zwischen jungen Musikerinnen und Musikern des Schönberger Spielmannszuges und des Jugendblasorchesters der
Glashütte Warta. Das ist die Geschichte von der Unterbringung der jungen Menschen in privaten Gastfamilien, was im Polen der 80iger Jahre alles andere als selbstverständlich war. Das ist die
Geschichte vom 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls in Berlin, den ich mit vielen anderen deutschen Gästen in Sieraków miterleben durfte. Mussten wir auf der Hinfahrt noch zwei Staatsgrenzen
überwinden, so war auf der Rückfahrt der so viele Jahre Deutschland, Europa und die Welt in zwei verfeindete Systeme trennende ‚eiserne Vorhang’ verschwunden.
25 Jahre Schönberg – Sieraków. Das ist auch die Geschichte der Menschen, die in den Zeiten der großen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in Europa Anfang der 90iger Jahre klug und
weitsichtig erkannt haben, dass die vielfältigen Bemühungen der Regierungen, z.B. mit dem ‚Vertrag zwischen Deutschland und Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit’, nur
dann fruchtbar sein konnten, wenn die Menschen beider Länder aktiv daran teilhaben würden. Dies war am 15. September 1993 die Geburtsstunde des ‚Schönberger Freundeskreises Sieraków’ und wenig später
seines Pendanten in Polen.
25 Jahre Schönberg – Sieraków. Das ist die Geschichte vieler gemeinsamer Projekte. Die Geschichte der ‚Polnischen Tage in Schönberg’ und der ‚Deutschen Tage in Sieraków’, der Jugendfreizeiten und
Schüleraustausche, der Konzertreisen von Orchestern und Tanzgruppen, der Rocknächte und vielen weiteren Aktivitäten. Vor allen Dingen aber ist es die Geschichte der privaten Kontakte und
Begegnungen zwischen den Menschen und deren Familien, die diese Partnerschaft so besonders lebendig und ihren Erfolg so nachhaltig macht. Diese vielfältigen privaten Beziehungen zwischen Deutschen
und Polen sind die eigentliche Bestätigung für unsere Bemühungen, die Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.
25 Jahre Schönberg – Sieraków. Das sind gewiss auch einzelne Personen und Persönlichkeiten, die immer wieder wichtige Impulse und der Partnerschaft vielleicht sogar ein Gesicht gegeben
haben. Viel mehr aber ist es die Geschichte einer großen gemeinschaftlichen Leistung! Das wir heute dieses Jubiläum begehen können, haben wir – in Schönberg als auch in Sieraków – vielen
uneigennützigen und überaus engagierten Vereinsmitgliedern, Freunden, Förderern und Sponsoren sowie den kommunalpolitisch Verantwortlichen in beiden Gemeinden zu verdanken. Ihnen allen, meine sehr
geehrten Damen und Herren, die Sie daran mitgewirkt haben, danke ich dafür ganz herzlich.
25 Jahre Schönberg – Sieraków. Das ist die Erfolgsgeschichte einer gelebten Partnerschaft über Grenzen hinweg. Mit dem heutigen Jubiläum feiern wir aber nicht das große Finale, sondern vielmehr einen
wichtigen Meilenstein dieser Geschichte. Ein schöner Anlass inne zu halten, sich zurück zu besinnen auf das Erlebte, sich die Weggefährten in Erinnerung zu rufen, denen es nicht vergönnt ist, den
heutigen Tag mit uns zu erleben. Es ist aber auch die Zeit nüchtern und sachlich festzustellen, dass es im Europa dieser Tage wieder vermehrt nationalistische Tendenzen und eine neue
Politik der Abgrenzungen gibt. Beides wähnte ich schon längst überwunden.
Es macht keinen Sinn, vor diesen Tatsachen die Augen zu verschließen oder gar zu resignieren; vielmehr gilt es, die Zukunft zu gestalten und sich klar darüber zu werden, was unser Herr
Bundespräsident Christian Wulff wie folgt formulierte:
„Vertrauen zu sichern, es täglich neu zu erwerben und es konkret zu beleben, dafür bedarf es der Begegnung zwischen Menschen. Immer und immer wieder.“ *2
Mit dem guten Gefühl, in den letzten 25 Jahren etwas für die Menschen in Schönberg und Sieraków bewegt zu haben, danke ich nochmals von ganzem Herzen allen, die zu dieser Erfolgsgeschichte
beigetragen haben; in der Hoffnung darauf, dass ich auch weiterhin auf Ihr Engagement, meine sehr geehrten Damen und Herren, für ein dauerhaft gutes Miteinander von Deutschen und Polen rechnen kann,
sehe ich der Zukunft unserer Partnerschaft guten Mutes und erwartungsvoll entgegen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
*1 Bundespräsident Christian Wulff am 17.06.11 anlässlich des Abendessens
zu Ehren des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski in Berlin
*2 Bundespräsident Christian Wulff am 07.12.10 anlässlich der Konferenz
'Europa – Kontinent der Versöhnung’ in Warschau